Für die Cidre-Liebhaber unter euch / Pour ceux qui aiment bien le cidre
Anders als von vielen vermutet, wird in meiner neuen Heimat nicht nur Rotwein getrunken, sondern auch eine Flasche Cidre darf bei vielen gerichten nicht fehlen. Ich habe zwar auch hier meine Gewohnheit nicht geändert, d.h. tagsüber gibt es keinen Alkohol, umso erstaunter war ich, als ich in der Mensa kleine Rotweinflaschen sah, die dort zum Verkauf angeboten wurden. Welcher normale Mensch, soll danach noch einer Vorlesung folgen können ?
Obwohl ... ich habe gehört, dass es nach ein paar Gläschen leichter fallen soll, Französisch zu sprechen - habe ich selbst natürlich noch nicht ausprobiert :-).
Für die Cidre-Liebhaber bzw. solche, die es noch werden wollen:
Wie wird Cidre hergestellt?
Nach der Ernte werden die Äpfel
gewaschen, wobei angefaultes, wurmstichiges oder schorfbefallenes Obst
aussortiert wird. Es ist nämlich nur ein Gerücht, daß gerade die faulen
Äpfel den Geschmack abrunden, im Gegenteil, sie machen den Wein krank.
Nach
dem Waschen werden die Früchte in einer speziellen Obstmühle
zerkleinert, damit die Saftausbeute beim Pressen möglichst hoch wird.
Anschließend wird der Saft in Fässer geleitet, in denen unter
Luftabschluß die Gärung stattfinden kann. Heute kaum noch im Einsatz
sind Eichenfässer, da ihre Reinigung mit viel Aufwand verbunden ist.
Weniger romantisch, aber praktischer, sind Gärgefäße aus Stahl oder
Kunststoff.
Hefen vergären nun den Zucker zu Alkohol und
Kohlensäure. Meistens werden Hefen zugesetzt, aber auch auf die
vorhandenen natürlichen Hefen ist Verlaß. Der Hefezusatz hat den
Vorteil, daß sich die Gärung besser steuern läßt.
Die
französischen Äpfel enthalten verhältnismäßig wenig Stickstoff, den die
Hefen für ihren Stoffwechsel brauchen. Die Gärung geht daher nur sehr
langsam vor sich. Läßt man ihn durchgären, braucht der Cidre dafür etwa
drei Monate. Zum Vergleich: Der hessische Apfelwein ist in der Hälfte
der Zeit fertig. Der langsame Gärprozeß hat zur Folge, daß viel
Kohlensäure im Cidre gelöst bleibt. Das leichte Moussieren ist ja auch
eine typische Eigenart des Cidre. Eine relativ niedrige Temperatur
sorgt mit für die langsame Gärung und dafür, daß der Wein nicht
essigstichig wird.
Die Industrie hält die Gärtanks unter
kontrollierter Kühlung, anfangs bei einer Temperatur von etwa 18°C,
später bei 10 bis 12°C.
Während der Gärung haben sich die schweren
Trubstoffe und die Hefen unten als Depot abgesetzt, die leichten oben
einen braunen Hut gebildet. Um den Wein von den Trubstoffen zu trennen,
wird jetzt "abgestochen", das heißt, der Wein wird zwischen den
Trubstoffen mit einem Schlauch abgezogen. Im Großbetrieb wird der Wein
durch Zentrifugieren und Filtrieren geklärt. Nach der Klärung erfolgt
die Reifung, bei der auch ein leichtes Nachgären stattfindet. Die
Reifezeit kann Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.
Aus Cidre brennt man in der Bretagne einen Schnaps, der hier je nach Gegend "Goutte" oder "Lambig" oder "Lagout sistr" genannt wird, wenn man ihn nicht mit dem Spitznamen "Louarn kamm" (hinkender Fuchs) bezeichnet und der seinem normannischen Nachbarn, dem Calvados, in nichts nachsteht.
http://www.ebba.de/Bretagne/im/apple.jpg
Pour ceux qui aiment bien le Cidre – La Production de Cidre